Stefanie Cramer
Geboren und aufgewachsen bin ich in Frankfurt am Main, als waschechtes Frankfurter Mädchen und stolze große Schwester. In meiner Familie waren gegenseitige Unterstützung, Bodenständigkeit, Leistungsorientierung, Pragmatismus und Humor stets präsent. Durch meine längeren Auslandsaufenthalte in den USA, Spanien und Mexiko vor und während dem Studium begann sich mein Blickfeld zu erweitern. Mitten im Masterstudium hat mich dann die Yogapraxis gefunden. Hinter mir lag zu diesem Zeitpunkt eine Phase von Leistungsstreben in Schule und meinem BWL Studium. Der bis dahin gelebte Glaubensatz „Ich bin nur so viel wert, wie ich leiste“ sollte sich bald ändern. Was mich von Anfang an am Yoga fasziniert hat, war dass ich mich während einer Yogastunde ganz auf mich konzentrieren konnte. Mein Bedürfnis für andere da zu sein und über die eigenen Grenzen hinaus zu helfen, durfte pausieren. Die eigene Yogamatte bat mir Raum und Schutz zugleich. Aus der ersten Neugierde für Yoga wurde Treue. Parallel fing ich an mich immer intensiver mit mir selbst auseinander zu setzen und mich mit der Frage zu beschäftigen „Wer bin ich?“.
Mit Ende zwanzig hatte ich das Gefühl, dass mir Fähigkeiten fehlten, dem hohen eigenen Anspruch und den Herausforderungen in Privatleben und Job zu begegnen. Als Resultat begann ich 2015, neben meinem Job in der Personalabteilung einer internationalen Unternehmensberatung, zwei Coaching Ausbildungen von insgesamt 300 Stunden. In meiner Ausbildung bin ich auf inspirierende Trainer, Inhalte und unterstützende Gruppen gestoßen – viele Wegbegleiter wurden zu engen Freunden. Ich fing an mich zu verändern, mir meiner Bedürfnisse und meinem Kern immer mehr bewusst zu werden. Eine Veränderung, die manchen nahen Mensch in meinem Umfeld Angst machte. Einige Menschen gingen Stück für Stück aus meinem Leben, neue Unterstützer kamen hinzu.
Während sich meine Gedanken und meine innere Haltung zu mir und zum Leben veränderte, hatte ich das Gefühl, dass auf der körperlichen Ebene noch Spielraum war. Ein blinder Fleck, den ich noch nicht für mich erschlossen hatte. Es war meine Motivation Körper und Geist in Einklang zu bringen, welche mich dazu brachte die 200-stündige Ausbildung zum Yogalehrer zu machen. Außerdem konnte ich so meine Neugierde gegenüber der Yoga Philosophie und den Feinheiten der Yogapraxis stillen.
Im September 2018 habe ich mich dann buchstäblich auf meinen eigenen Weg gemacht, indem ich den Jakobsweg in Spanien lief. 805 Kilometer der Ruhe und Besinnung. Ich habe die Bedeutung von Liebe und Verbundenheit für mich gefunden und kam zu der Überzeugung, dass meine Stärken und Ambitionen gut zur Arbeit als freie Traurednerin passen würden. Ich bin zudem auf meinen Freigeist getroffen und kam zur Überzeugung, dass ich alles erreichen kann, wenn ich nur loslaufe.
Und hier bin ich und lebe, was mich ausmacht. Authentisch, ehrlich und voller Lebenslust. Habe ich auf meinem bisherigen Weg die Erleuchtung gefunden? Sicher nicht. Dennoch leuchte ich heller als zu Beginn und habe klarer wer ich bin. Ein Familienmensch, eine gute Freundin, ein Genießer von Menschlichkeit, Situationskomik, dem Zauber der kleinen Momente, Straßenmusik und gutem Essen. Jemand, der die Geborgenheit in der Gemeinschaft genauso schätzt wie Freiheit und Alleinsein. Bin ich am Ende meiner Entdeckungsreise? Bestimmt nicht. Ich freue mich auf jede neue Erkenntnis, die noch vor mir liegt. Denn den eigenen Weg geht man ein Leben lang. Die Frage ist, welche Landschaft, möchte man dabei sehen?